Allein dieses Setting versprach einen besonderen
Fußball-Abend: Flutlicht im ausverkauften Ibrox Stadium, einem der legendären
Fußball-Tempels Großbritanniens. Eine Atmosphäre, in der die Werkself und ihre
mitgereisten Zuschauer in Zeiten der Geisterspiele noch einmal richtig
eintauchen konnten.
Im Vergleich zum starken Auftritt gegen Frankfurt in
der Bundesliga stellte Peter Bosz wieder von Vierer-auf Dreierkette um. Das
bedeutete, dass in Jonathan Tah und Aleksandar Dragovic zwei neue
Innenverteidiger in die Elf rückten, zudem kam Kerem Demirbay zurück in die
Formation. Neben dem verletzten Sven Bender rotierten dafür Julian
Baumgartlinger und Paulinho aus der Elf, beide Akteure saßen zunächst auf der
Bank. Die Stimmung im Ibrox war von Beginn an prächtig, der Rasen war es
allerdings nicht. Trotz des schwierig zu bespielendem Geläuf benötigte Bayer 04
nicht viel Zeit, um zu den ersten Gelegenheiten zu kommen: Karim Bellarabi
setzte die Kugel nach einer Hereingabe von Kerem Demirbay volley über den
Kasten (2.), wenig später wurde ein Schuss des Werkself-Außenstürmers aus
aussichtsreicher Position abgeblockt (9.). Die hohe Zweikampfintensität der
Hausherren nahm Bayer 04 hervorragend an, erspielte sich ein deutliches
Übergewicht im Mittelfeld und drängte die Schotten schon bald weit hinten rein.
Die Rangers standen größtenteils mit allen elf Spielern in der eigenen Hälfte,
hielten mit konzentrierter Defensivarbeit dagegen und machten es Bayer 04 vor
allem im letzten Drittel schwierig, sich durchzukombinieren. So dauerte es bis
zur 22. Minute, ehe die Werkself zur nächsten Gelegenheit kam, ein Schuss von
Kerem Demirbay stellte Rangers-Keeper McGregor allerdings vor keine allzu
großen Probleme. Die Defensive der Werkself hatte indes kaum Schwierigkeiten,
die gelegentlichen Angriffsbemühungen der Schotten in den Griff zu bekommen und
stand im ersten Durchgang bombensicher. Allerdings wurde ob der kompakten
Grundordnung Glasgows auch schon bald deutlich, was Bayer 04 an diesem Abend
brauchen würde: eine Menge Geduld. Die brachte die Werkself aber auf, blieb am
Drücker - und wurde belohnt: Charles Aránguiz kam rechts am Strafraum durch,
die Flanke des Chilenen blockte Rangers-Verteidiger Edmundson mit der Hand. Der
Videoschiedsrichter griff ein, beorderte Referee Marciniak in die Review Area -
und der Pole zeigte daraufhin auf den Punkt: Elfmeter für die Werkself. Kai
Havertz, der die Schwarz-Roten als Kapitän aufs Feld geführt hatte, trat an und
verlud McGregor ganz cool zum 1:0-Halbzeitstand für Bayer 04 (37.).
Nach dem Seitenwechsel agierten die Rangers ein wenig
offensiver und kamen gleich zur ersten Großchance: Tavernier marschierte durchs
Mittelfeld und steckte durch auf Morelos, der das kurze Ecke anvisierte. Doch
Lukas Hradecky, der im ersten Durchgang völlig beschäftigungslos geblieben war,
präsentierte sich hellwach und zeigte eine hervorragende Parade (55.). Alles
andere als leicht für den zuvor gar nicht geprüften Finnen. Eine nicht minder
starke Rettungstat gelang wenig später Jonathan Tah, der mit einer überragenden
Grätsche im eigenen Fünfmeterraum vor dem einschussbereiten Morelos ein quasi
sicheres Tor verhinderte (63.). Peter Bosz reagierte auf die erste Drangphase
der Schotten und brachte Leon Bailey für Karim Bellarabi (62.). Die Werkself
schaffte nun wieder ein wenig Entlastung und kam selbst zu einer Großchance: Im
Anschluss an eine Ecke gelang Charles Aránguiz fast ein Traumtor, seinen
Seitfallzieher im Zurücklaufen köpfte Davis aber von der Linie (66.). Aber wenn
die erste Direktabnahme noch nicht ganz klappt, dann ja vielleicht die zweite!
Nur wenige Sekunden nach seinem ersten Abschluss kam Charles Aránguiz nach
einer ähnlichen Situation halbrechts im Strafraum erneut zum Schuss - und
dieser Dropkick des Chilenen war eine Augenweide. Rangers-Keeper McGregor
konnte dem Geschoss nur hinterherschauen, der Ball schlug genau im rechten Eck
ein - 2:0 für Schwarz-Rot in der 67. Minute! Doch die Rangers gaben sich noch
nicht geschlagen. Angepeitscht vom nimmermüden Publikum im Ibrox spielten die
Hausherren weiter mutig nach vorne und belohnten sich nach einer Standardsituation:
Eine scharfe Ecke von Kapitän Tavernier köpfte Edmundson am Fünfmeterraum
mustergültig zum 1:2 ein (75.). Nun witterten die Schotten noch einmal so
richtig Morgenluft und kamen - erneut durch eine Standard - beinahe zum
Ausgleich: Barisic zirkelte einen Freistoß nur knapp am Werkself-Gehäuse vorbei
(78.). Doch auch Bayer 04 hat einen Freistoßkünstler: Nur wenige Momente nach
Barisic schlug Charles Aránguiz einen Freistoß mit perfekter Schusshaltung an
die Latte (80.). Das Spiel war nun völlig offen, Glasgow drängte noch einmal
auf den Ausgleich. Lukas Hradecky spielte bei einem Konter klug mit und klärte
vor dem durchgebrochenen Morelos (87.) - und im direkten Gegentor schlug die
Werkself ein drittes Mal zu. Nach einem klasse Angriff kam der Ball links im
Strafraum zu Leon Bailey. Der Jamaikaner ließ seinen Gegenspieler mit einem
schnellen Haken ins Leere laufen und schlenzte die Kugel dann mit ganz viel
Gefühl ins lange Eck - ein klasse Tor des Jokers zum 1:3-Endstand (88.).
Bayer 04 nimmt damit einen komfortablen Vorsprung und
drei Auswärtstore mit ins Hinspiel, das nach jetzigem Stand am kommenden
Donnerstag jedoch erstmal nicht stattfinden wird. Verzichten müsste Peter Bosz sonst
auf Kerem Demirbay und Mitchell Weiser, die sich in Glasgow jeweils eine
Gelbsperre einhandelten.
Bayer 04: Hradecky – Tah, Dragovic, Tapsoba (68.
Paulinho) - Weiser, Aránguiz, Demirbay (81. Baumgartlinger), Wendell -
Bellarabi (62. Bailey), Havertz, Diaby
Tore: 0:1 Havertz (37., Handelfmeter), 0:2 Aránguiz
(67.), 1:2 Edmundson (75.), 1:3 Bailey (88.)
Zuschauer: 47.494
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