Bayer 04 hat sich für eine sehr starke Leistung gegen
den SC Freiburg nicht belohnen können und musste sich mit einem 1:1 begnügen –
viel zu wenig angesichts einer Vielzahl an klarsten Möglichkeiten. Freiburg
ging durch Höler früh in Führung (5.), danach spielten nur noch die Hausherren.
Doch mehr als der Ausgleich durch Moussa Diaby sprang nicht heraus (36.). Bayer
04 scheiterte an Freiburgs Keeper Flekken, den eigenen Nerven oder zweimal
durch Demirbay und Bellarabi auch an Latte und Pfosten.
Peter Bosz nahm im Vergleich zur Partie beim VfL
Wolfsburg nur einen Wechsel in seiner Anfangsformation vor: Für Kai Havertz
(Muskelfaserriss im Oberschenkel) rückte Moussa Diaby ins Team. Für den
20-jährigen Franzosen war es zugleich der erste Startelf-Einsatz in einem
Pflichtspiel für Bayer 04. Neben Havertz musste die Werkself auf vier weitere
Profis verzichten: Joel Pohjanpalo (Innenbandanriss im Sprunggelenk), Daley
Sinkgraven (Aufbautraining nach Muskel-Sehnen-Verletzung), Leon Bailey
(Rot-Sperre) – und auch Julian Baumgartlinger, bei dem muskuläre Probleme
kurzfristig ein Mitwirken gegen die Freiburger verhinderten. Kapitän Lars
Bender saß zunächst auf der Bank.
Dass die Leverkusener gegen das Überraschungsteam aus
dem Breisgau mit reichlich Widerstand zu rechnen hatten, war allen in Schwarz
und Rot schon vorab klar: Wer Leipzig, Frankfurt und Hoffenheim schlägt,
Dortmund einen Punkt abringt und noch dazu die zweitbeste Defensive der Liga
mit lediglich zwölf Gegentoren stellt, der rechnet sich auch in der BayArena
etwas aus. Die Partie nahm sofort mächtig Fahrt auf. Gerade mal 33 Sekunden
dauerte es, bis die Werkself ihren Gegner erstmals in der Abwehr beschäftigte:
Beim Abschluss von Kevin Volland nach Flanke Diaby war noch ein Freiburger
Abwehrbein dazwischen. Dann eine kuriose Szene: Freiburgs Keeper Flekken
rutschte beim Abstoß weg, bewegte den Ball nur einen Tick und musste den Ball
dann noch mal spielen, um vor Bellarabi zu klären, was einen indirekten
Freistoß für Bayer 04 aus neun Metern nach sich zog. Kerem Demirbay nahm sich
der Sache an, sein Versuch wurde von Höfler noch an die Latte gelenkt, der
Nachschuss von Karim Bellarabi rauschte über den Querbalken – das hätte es
schon sein können für die Hausherren (3.). Der Treffer fiel kurz darauf aber
auf der anderen Seite. Nach einer Ecke von Günter von rechts schlich sich Höler
im Rücken von Aránguiz weg, stand am zweiten Pfosten ganz blank und traf per
Kopf gegen den chancenlosen Hradecky zum 1:0 für die Freiburger (5.). Erstmals
nach zuvor vier Begegnungen ohne Gegentor gegen den Sport-Club hatte Bayer 04
somit wieder einen Gegentreffer kassiert. Sonderlich lange brauchten die
Gastgeber indes nicht, um diesen Nackenschlag abzuschütteln. Klasse, wie Moussa
Diaby am linken Flügel zwei Freiburger mit einer frechen Körpertäuschung ins
Leere laufen ließ, bis zur Grundlinie vorstieß und scharf nach innen passte, wo
Heintz seinen eigenen Torhüter beinahe zum Ausgleich überwunden hätte (16.). Kurz
darauf war schon Feierabend für Mitchell Weiser, der nach einer Aktion gegen
Günter im Rasen hängen blieb und mit einer Verletzung am Sprunggelenk humpelnd
vom Platz geführt werden musste. Für den Rechtsverteidiger kam Lars Bender ins
Spiel (26.). Zuvor hatte Bellarabi mit links auf kurze Eck gezogen, Flekken
tauchte rechtzeitig ab (24.). Freiburgs Schlussmann war auch bestens im Bilde,
als Nadiem Amiri Diaby mit einem hervorragenden Zuspiel in Szene setzte und
Flekken gegen den Franzosen geschickt den Winkel verkürzte und so parieren
konnte (28.). Wenig später verfehlten Amiri (31.) und Diaby (33.) von der Strafraumgrenze
jeweils deutlich. Dann endlich befreiter Jubel in der BayArena: Nach Pass von
Demirbay verschaffte sich Moussa Diaby mit feiner Ballannahme den
entscheidenden Raum und traf flach mit links aus 20 Metern ins lange Eck zum
verdienten Ausgleich (36.) – der erste Bundesliga-Treffer für den 20-jährigen
Flügelspieler. Bayer 04 blieb klar am Drücker: Bellarabi zog mit Wucht ab,
Flekken riss rechtzeitig die Fäuste hoch (40.). Der Versuch von Aránguiz flog
knapp über den Freiburger Kasten (42.). Dann ging wieder Diaby, der sich als
absolut belebendes Element erwies, über links auf und davon, doch seine
Hereingabe auf Volland in der Mitte geriet etwas zu scharf (43.). Volland
rutschte bei einem aussichtsreichen Kopfball die Kugel über den Scheitel
(45.+1), ehe Karin Bellarabi von rechts abzog und nur den Pfosten traf (45.+2).
Freiburg hing in den Seilen und taumelte – und war mit dem 1:1 zur Pause
bestens bedient, was auch die statistischen Werte belegten, die 15:3 Torschüsse
und 80 Prozent Ballbesitz für Bayer 04 auswiesen!
Nach dem Wechsel ging es mit unverändertem Tempo
weiter in eine Richtung. Glück für Freiburg, dass Koch gegen Diaby am
Strafraumeck gerade noch die Fußspitze an den Ball brachte und klären konnte
(47.). Und unglaublich, dass Flekken gegen Vollands Schuss aus kürzester
Distanz nach Bellarabis gut getimter Flanke noch mit einer Hand retten konnte
(50.) – das hätte das 2:1 für die Werkself sein müssen! Bellarabis nächste
Hereingabe ließ Volland geschickt passieren, doch Amiri wurde beim Schuss
geblockt (56.). Diaby fehlten bei seinem Abschluss nach längerem Lauf Kraft und
Konzentration (61.). Demirbays feiner Pass fand Bellarabi, der direkt auf Amiri
weiterleitete, doch dessen Zuspiel auf Volland, der blank vor dem Tor stand,
geriet ein, zwei Meter zu steil – auch hier fehlte die letzte Präzision (64.).
Dann überschlugen sich die Ereignisse: Erst sendete auch Freiburg ein
offensives Lebenszeichen: Hradecky rettete in höchster Not mit dem Fuß gegen
den allein vor ihm auftauchenden Höler und hatte Glück, dass der Ball nach
Schmids Nachschuss um Haaresbreite am Pfosten vorbei trudelte (67.). Im
Gegenzug hatte die BayArena den Torschrei schon auf den Lippen, als Diaby
Flekken bereits umkurvt hatte, dann aber wegrutschte und den leeren Freiburger
Kasten halb im Liegen verfehlte (68.) – unfassbar! Peter Bosz brachte Lucas
Alario für Volland (74.). Demirbays zu zentral abgefeuerter Linksschuss
bereitete Flekken ebenso wenig Sorgen (76.) wie der nächste Versuch, der
ebenfalls zu mittig geriet (82.). Dann das nächste ganz, ganz dicke Ding: Diaby
behauptete sich über links, passte quer nach innen, doch Bellarabi schaffte es
am zweiten Pfosten nicht, den Ball aus wenigen Metern ins Netz zu drücken, weil
sich Höfler und Heintz im Verbund erfolgreich dazwischenwarfen (87.). Die BayArena
übte sich zum wiederholten Male im entsetzten Stöhnen. Paulinho kam für Amiri
(89.). Drei Minuten Nachspielzeit gab's obendrauf – aber nicht mehr das
erhoffte Happy End für die Werkself.
Für Bayer 04 geht es im Drei-Tages-Rhythmus mit
anspruchsvollen Herausforderungen weiter. Am Dienstag, 26.11.2019, um 18.55 Uhr
steht die enorm wichtige Partie in der Champions League bei Lokomotive Moskau
an, ehe es in der Bundesliga mit der Begegnung beim Rekordmeister FC Bayern
München am Samstag, 30.112019, um 18.30 Uhr weitergeht.
Bayer 04: Hradecky – Weiser (26. L. Bender), Tah, S.
Bender, Wendell – Aránguiz, Demirbay – Bellarabi, Amiri (89. Paulinho), Diaby –
Volland (74. Alario)
Tore: 0:1 Höler (5.), 1:1 Diaby (36.)
Zuschauer: 29.032
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen