Dank einer furiosen Anfangsphase besiegt Eintracht
Frankfurt ein im zweiten Durchgang bemühtes Bayer Leverkusen mit 3:0. Die Werkself
ging mal wieder mit einer Vielzahl an Chancen dagegen fahrig um.
Trainer Peter Bosz tauschte nach dem 1:1 gegen Leipzig
gleich viermal Personal: Die verletzten Sinkgraven (Muskel-Sehnenverletzung im
Oberschenkel) und Aranguiz (Haarriss und Muskelfaserriss) wurden von Wendell
und Demirbay vertreten. Außerdem standen Dragovic und Alario für Tah und
Bellarabi (Bank) von Beginn an auf dem Rasen.
Das, was Eintracht Frankfurt in seinen stärksten
Heimspielen auszeichnet, bekam schon früh im Freitagabendspiel auch eine
durchaus überrumpelte Werkself zu spüren. Dynamik in allen Lagen und
Situationen, speziell im brandgefährlichen Umschaltspiel. So kam Leverkusens
Spielgestalter Havertz kaum zur Entfaltung; Weiser, der die rechte Außenbahn
bespielte, war mit dem bärenstark aufgelegten Kostic so überfordert, dass Bosz
ihn bereits nach einer halben Stunde auswechselte.
Und die SGE verlieh ihrer Überlegenheit zeitig
Nachdruck: Dost, Prellbock und genialer Zuspieler in einem, legte rechts im
Mittelfeld für da Costa ab, der umgehend per mustergültigem Steilpass Paciencia
auf die Reise schickte. Dieser setzte sich gegen Dragovic durch und blieb vor
Hradecky cool - 1:0 (4.). In ähnlicher Position wäre Havertz eine Minute später
beinahe zur Ausgleichschance gekommen, Hinteregger grätschte allerdings im
goldrichtigen Moment dazwischen. Rode (7.) und Paciencia (9.) kamen zu weiteren
Chancen, weil die Leverkusener Abwehr Lücken über Lücken offenbarte. Was sich
für Bayer im Zusammenspiel mit der Frankfurter Effektivität als haarsträubend
herausstellen sollte: Vorne schoss Alario aus 18 Metern knapp vorbei (15.),
hinten parierte Dragovic Paciencias Linksschuss im Stile eines Torhüters (16.)
- der Portugiese verwandelte den fälligen Handelfmeter zum 2:0 (17.). Und die
Hausherren dachten nicht daran, nachzulassen. Auch der dauerinvolvierte Kostic
drückte die Kugel über die Linie, war zuvor aber deutlich im Abseits gestanden
(23.). Die Werkself erholte sich erst wieder, als Bosz im Rahmen von Tourés
verletzungsbedingter Auswechslung - Hütter brachte Abraham - Weiser vom Feld
nahm und den noch offensiveren Bellarabi aufbot (30.). Baumgartlinger vergab
freistehend aus elf Metern (37.), auch Alario schaffte es aus aussichtsreicher
Position nicht, das Leder zumindest auf den Kasten zu bringen (39.). Frankfurts
2:0-Pausenführung war auch ein Resultat größerer Abgeklärtheit.
Der zweite Abschnitt nahm etwas gemächlicher Fahrt
auf, dafür waren ob ihres Rückstands die Gäste zuständig. Der eingewechselte
Bellarabi prüfte Rönnow mit zwei Flachschüssen (53., 56.), noch deutlich
harmloser war der Versuch von Havertz (58.). Spielkontrolle und Chancen waren
da, mit den Toren wollte es allerdings nicht klappen - Leverkusen agierte offensiv
zu harmlos. Und verlor in Minute 64 auch noch verletzungsbedingt Wendell, für
den Lars Bender ins Spiel kam. Während der Partie war bereits publik geworden,
dass Leon Bailey mit einer Oberschenkelblessur vier weitere Wochen ausfallen
wird. Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse: Alario vergab nach einer
Flanke völlig freistehend die große Chance auf den Anschlusstreffer, der
Argentinier platzierte seinen Kopfball aus acht Metern mittig auf Rönnow.
Baumgartlingers Nachschuss wurde geblockt, dann spielte Frankfurt den
resultierenden Konter traumhaft schön aus. Kostic gab von rechts nach innen,
Paciencia verlängerte elegant per Hacke, Dost schoss trocken ins lange Eck ein
(66.). Doch der 1,96-Meter-Hüne stand beim feinen Zuspiel seines Sturmkollegen
im Abseits. Nichts war's mit dem 3:0. Zumindest noch nicht. Bellarabi (69.),
Havertz (76., 78.) und Volland (80.) näherten sich weiterhin nur an, zu Recht
war ein vermeintlicher Handelfmeter gegen Gelson Fernandes nach VAR-Eingriff
zurückgenommen worden (73.). Und mitten in diese Phase hinein schaltete die
Eintracht um: Der durchweg spielstarke Dost ließ zu Kostic prallen, dieser hob
die Kugel zurück in Dosts Lauf und der Neuzugang stocherte sie dem
bemitleidenswerten Hradecky zur 3:0-Entscheidung durch die Beine (80.). Mit
diesem Treffer waren die drei Punkte vergeben - und die Geschichte eines in
puncto Effektivität einseitigen Spiels auch irgendwie erzählt.
Für Bayer geht es bereits am Dienstag weiter (18.55
Uhr), wenn die Werkself am dritten Spieltag der Champions-League-Vorrunde zu Gast
bei Atletico Madrid ist.
Bayer 04: Hradecky – Weiser (30. Bellarabi), Dragovic,
S. Bender, Wendell (64. L. Bender) – Demirbay, Baumgartlinger– Havertz, Amiri, Volland,
Alario (82. Diaby)
Tore: 1:0 Pacienca (4.), 2:0 Pacienca (25., Elfmeter),
3:0 Dost (80.)
Zuschauer: 50.000
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