Es war ein erfolgreicher Schlusspunkt unter eine
schwierige Spielzeit. Nach dem abgewendeten Abstieg in der vergangenen Woche
konnte Bayer 04 im letzten Saisonspiel bei Hertha BSC völlig druckfrei
aufspielen. Das tat die Werkself auch eindrucksvoll und offenbarte, welch
riesiges Potenzial in ihr steckt. Oder anders ausgedrückt: Wie blockierend
Abstiegskampf sein kann. Die Mannschaft von Trainer Tayfun Korkut zeigte sich
insbesondere in der ersten Halbzeit starken Kombinationsfußball und kam gegen
den Hauptstadt-Klub zu einem verdienten 6:2 (3:0)-Erfolg. Erneut hatte Korkut
nicht der komplette Kader zur Verfügung gestanden. Verzichten musste der
Bayer-04-Coach, dessen Vertrag mit Saisonende abläuft, neben Lars Bender
(Sprunggelenk-Operation), Kevin Volland (Muskelfaserriss) auch auf die
angeschlagenen Ömer Toprak und Kevin Kampl (beide Probleme am Sprunggelenk).
Und so schickte er dieselbe Startelf wie beim jüngsten 2:2 im Derby gegen den
1. FC Köln ins Rennen.
Die Werkself ließ von Beginn an erkennen, dass sie das
Prestigeduell mit den Berlinern gewinnen wollte. Gleich die erste Möglichkeit
nutzte Bayer 04 zur Führung: Nach Zuspiel von Julian Brandt scheiterte
Chicharito zunächst am rechten Pfosten, setzte aber nach und markierte das
frühe 1:0 für die Korkut-Equipe (5.). In der Folge entwickelte sich ein
spitziges Spiel. Auch weil sich die Berliner unbeeindruckt zeigten und
phasenweise erkennen ließen, warum sie im oberen Tabellendrittel stehen und
Deutschland in der kommenden Saison auf der europäischen Bühne vertreten
werden. In der Chancenverwertungen offenbarte die Hertha allerdings Mängel.
Mitchell Weiser ließ per Fuß (9.) und per Kopf (22.) Ausgleichschancen liegen. Angetrieben
vom auffälligen Charles Aránguiz entwickelte sich bei Bayer 04 ein Kombinationsspiel,
welches die Fans leider nur zu Beginn dieser Saison bestaunen durften. Und so
kreierte die Werkself. Julian Brandt (14., 23.) und Julian Baumgartliner (29.)
sollte das Abschlussglück allerdings verwehrt bleiben. Doch die Gäste bleiben
dran und belohnten sich für ihr Engagement. Nach einem herrlichen Doppelpass
mit Chicharito netzte Kai Havertz mit gutem Auge und viel Technik zum 2:0 ein
(31.). Kurz vor der Halbzeit konnte dann Brandt Hertha-Verteidiger John Brooks
den Ball abluchsen, ehe er Aránguiz‘ Zuspiel nutzte und sich auf den Weg
Richtung Grundline machte. Von dort aus bediente der Nationalspieler den im
zentrum positionierten Havertz, der mit seinem ersten Doppelpack in der
Bundesliga zum 3:0-Pausenstand erhöhte (45.) – der Abiturient liegt damit in
der Liste der jüngsten Bundesliga-Doppelpacker auf Rang zwei.
Hertha-Trainer Pal Dardai reagierte zu Pause auf die
vielen Schwachstellen in der Defensive und brachte zum Wiederanpfiff mit
Sebastian Langkamp und Per Skjelbred für Brooks und Allen zwei neue Kräfte.
Dadurch fand die Hertha zu deutlich mehr Stabilität in der Defensive und setzte
die Korkut-Truppe zunehmend unter Druck. Die Berliner Stürmer Solomon Kalou
(48.) und Vedad (51., 54.) konnten ihre Chancen aber nicht verwerten. In der
63. Minute brachte Herthas Vladimir Darida im eigenen Strafraum Aránguiz mit
einem zu harten Einsteigen zu Fall. Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied
folgerichtig auf Strafstoß. Der erneut fleißige Stefan Kießling legte sich den
Ball zurecht, verwandelte souverän und baute mit seinem vierten Saisontreffer
die Führung auf 4:0 aus. Nach Kießlings Elfmetertreffer wurde die Partie nach
und nach zerfahrener, auf beiden Seiten schlichen sich Fehler ein. Einen davon
nutzte der agile Weiser in der 71. Minute aus abseitsverdächtiger Position zum
1:4-Anschlusstreffer für die Berliner. Vier Minuten später hatte die Werkself
Glück, dass Tin Jedvaj goldrichtig stand und einen Kopfball von Kalou von der
Torlinie kratzte (75.). Es blieb aufregend. In der 81. Minute gingen die
Berliner im eigenen Strafraum erneut unglücklich zu Werke. Innenverteidiger
Jordan Torunarigha brachte den eingewechselten Leon Bailey zu Fall – Aytekin
zeigte erneut auf den Punkt. Diesmal machte sich Aránguiz bereit, verwandelte
den Elfmeter eiskalt zum 5:1 und krönte seinen starken Auftritt mit einem Tor. Weitere
fünf Minuten später bekamen die gut 55.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion
den dritten Elfmeter des Spiels zu sehen. Diesmal für die Gastgeber, nachdem
Schiedsrichter Aytekin das Zweikampfverhalten von Jonathan Tah gegen Ibisevic
als regelwidrig einstufte. Der eingewechselte Sami Allagui ließ Bayer-04-Keeper
Bernd Leno keine Chance und brachte die Gastgeber erneut auf drei Treffer ran
(86.). Das sollte allerdings nicht lange halten. Denn in der Schlussminute
stelle der eingewechselte Joel Pohjanpalo nach feiner Vorarbeit des ebenfalls
eingewechselten Danny da Costa den alten Vier-Tore-Vorsprung wieder her – wie
schon in der vergangenen Woche gegen Köln hatte der Finne seine
Stürmer-Qualitäten offenbart und per Kopf sein sechstes Saisontor erzielt
(übrigens alle als Joker). Es war zugleich die letzte Aktion der Partie,
Schiedsrichter Aytekin pfiff danach nicht mehr an.
Mit dem 6:2-Erfolg beendete die Korkut-Equipe die
Negativserie von sechs sieglosen Spielen und schließt die Saison mit 41 Zählern
als Tabellenzwölfter ab.
Bayer 04: Leno – Henrichs, Tah, Jedvaj, Wendell (70.
Da Costa) – Baumgartlinger, Aránguiz – Havertz, Brandt – Kießling (73.
Pohjanpalo), Chicharito (79. Bailey)
Tore: 0:1 Chicharito (5.), 0:2 Havertz (31.), 0:3
Havertz (45.), 0:4 Kießling (64., Foulelfmeter), 1:4 Weiser (71.), 1:5 Aránguiz
(81., Foulelfmeter), 2:5 Allagui (86., Foulelfmeter), 2:6 Pohjanpalo (90.)
Zuschauer: 55.617
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