Eine hoch überlegene Werkself setzte in der
Verlängerung die entscheidenden Stiche in Karlsruhe – Dominik Kohr (93.), Joel
Pohjanpalo (99.) und Leon Bailey (105.) trafen in der ersten DFB-Pokalrunde zum
3:0-Sieg beim KSC. Bayer 04 brauchte beim Drittligisten viel Geduld und musste
dicke Bretter bohren, weil die Mannschaft von Heiko Herrlich zunächst eine
Vielzahl von Chancen nicht zu nutzen wusste.
Der Bayer 04-Trainer vertraute in seinem ersten
Pflichtspiel exakt jener Formation, die er auch ins abschließende Testspiel am
vergangenen Samstag gegen Celta Vigo geschickt hatte. Sven Bender und Tah
verteidigten innen, der zweite Neuzugang Kohr bildete die Doppelsechs mit Kampl,
auf den Flügeln erhielten Bellarabi und Mehmedi das Vertrauen, im Offensivzentrum
spielten Havertz und Volland. Dragovic, Baumgartlinger, Aránguiz, Bailey,
Brandt und Pohjanpalo saßen auf der Bank, Kießling gehörte nicht zum Kader,
Lars Bender und Jedvaj fehlten verletzt.
Es goss aus Kübeln in Karlsruhe, Bedingungen, die eher
einem kampfstarken Außenseiter in die Karten spielten. Herrlich hatte einen
seriösen Auftritt von den Seinen gefordert – entsprechend fokussiert legte die
Werkself im Wildparkstadion los. Gerade mal 80 Sekunden waren absolviert, da
hatte Bayer 04 gegen einen überrumpelten KSC bereits das erste Tor auf dem Fuß:
Kevin Volland brachte die Kugel zu Karim Bellarabi, der stürmte von der
Mittellinie mit Vollspeed auf das gegnerische Tor zu, knallte den Ball aber von
der Strafraumgrenze über den Kasten – ein richtig dickes Ding! Nach sechs
Minuten schloss Bellarabi flach und mit links ab, der Schuss bedeutete aber
kein Problem für KSC-Keeper Uphoff. Bayer 04 war griffig und sofort drin in der
Partie. Aber auch dem Gastgeber tat sich eine ausgesprochen gute Möglichkeit
auf: Nachdem Schiedsrichter Hartmann einem gelungenen Aufbau der Werkself unfreiwillig
im Weg gestanden hatte, kam Zawada im Strafraum zum Abschluss, doch Bernd Leno
rettete großartig zur Ecke (13.). Ein Schlenzer von Kai Havertz nach
energischem Ballgewinn von Bellarabi verfehlte sein Ziel (17.). Wenig später
setzte Jonathan Tah die Kugel nach Kopfballablage von Sven Bender drüber (18.).
Admir Mehmedi setzte sich über links geschickt gleich gegen zwei Gegner durch,
verpasste mit seinem Rechtsschuss aufs lange Ecke aber ebenfalls einen
erfolgreichen Abschluss (24.). Den Kopfball von Dominik Kohr nach
Havertz-Flanke packte sich Torwart Uphoff (26.). Beim Linksschuss von Bellarabi
im Strafraum rettete ein Karlsruher Bein zur Ecke (38.). Volland wurde gerade
noch geblockt (40.), Mehmedis Versuch mit links ging am kurzen Eck vorbei
(44.), auch Kohrs Schuss strich knapp vorbei (45.). Der KSC fightete verbissen,
aber Bayer 04 besaß die klare Kontrolle und kam zu reichlich guten
Möglichkeiten. 13 Torschüsse der Werkself in der ersten Halbzeit, das 0:0 zur
Pause schmeichelte dem Außenseiter gewaltig.
Mit unverändertem Personal ging's in Hälfte zwei. Auch
hier von Beginn an das gewohnte Bild: die Werkself im Vorwärtsgang und mit
Chancen. Wendells flachen Knaller aufs kurze Eck lenkte Uphoff zur Ecke (50.).
Nach 66 Minuten nahm Heiko Herrlich den ersten Austausch vor: Joel Pohjanpalo
ersetzte Havertz. Bellarabi kam nach 70 Minuten im Strafraum zu Fall, es gab
einen Kontakt, aber keinen Elfmeterpfiff. Unmittelbar danach ein Doppelwechsel
auf den Außenbahnen: Julian Brandt und Leon Bailey lösten Bellarabi und Mehmedi
ab. Und Bailey sorgte sofort für Gefahr, brachte klasse Kevin Volland in
Position, doch der setzte den Ball mit seinem schwächeren rechten Fuß drüber
(78.) – wieder nichts aus aussichtsreicher Position. Auch Julian Brandt fand zu
einem Abschluss, sein Flachschuss bedeutete aber kein größeres Problem für
Uphoff (84.). Zum Ende der regulären Spielzeit schnürte Bayer 04 den KSC
komplett an dessen Strafraum ein, wollte den erlösenden Treffer mit Macht
erzwingen. Bei einem Distanzkracher von Dominik Kohr brachte Uphoff gerade
soeben noch die Fingerspitzen an den Ball und fischte ihn aus dem Dreieck
(89.). Beim dicksten Ding traf „Danger“ Pohjanpalo nach toller Vorarbeit von
Bailey über rechts den Ball nicht voll und haute ihn am Pfosten vorbei (90.) –
der KSC hing nun komplett in den Seilen, rettete sich aber in die Verlängerung.
Nach drei Minuten der Overtime endlich der längst
fällige Lohn und Führungstreffer für die Werkself: Dominik Kohr wuchtete den
Ball nach einem Freistoß von Julian Brandt mit dem Kopf hoch ins Netz (93.).
Und jetzt setzte Bayer 04 sofort entschlossen nach und den entscheidenden Hieb:
Joel Pohjanpalo traf mit dem Außenrist flach aus halbrechter Position zum 2:0
ins Netz (99.). Der effektivste Schütze der vergangenen Bundesliga-Saison
machte seinem Ruf mal wieder alle Ehre! Leon Bailey legte mit seinem ersten Tor
für Bayer 04 nach feinem Doppelpass mit Brandt den dritten Streich nach (105.).
Nun ging auf einmal alles ganz einfach – und Herrlichs Wechsel hatten sich
vollauf ausgezahlt. Danach kam auch Charles Aránguiz als vierter Wechsel in der
Verlängerung noch für Volland ins Spiel, um Matchpraxis zu sammeln (106.). Zum
Schluss durfte auch Bernd Leno zur Abwechselung mal ran, parierte stark gegen
Lorenz (116.). Und Pohjanpalo verpasste gegen Uphoff noch das 4:0 und seinen
zweiten Treffer (118.).
Pokal heißt: Ergebnis egal, Weiterkommen zählt. Für
Bayer geht es mit dem Auftakt in der Bundesliga weiter: Die Werkself eröffnet
am Freitag, 18.8.2017, mit ihrem Duell beim Titelverteidiger FC Bayern München
die neue Saison. Anstoß in der Allianz-Arena ist um 20.30 Uhr.
Bayer 04: Leno – Henrichs, Tah, S. Bender, Wendell –
Kohr, Kampl – Bellarabi (72. Bailey), Mehmedi (72. Brandt) – Havertz (66.
Pohjanpalo), Volland (106. Aránguiz)
Tore: 0:1 Kohr (93.), 0:2 Pohjanpalo (99.), 0:3 Bailey
(105.)
Zuschauer: 17.073
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