Was für ein Jahres-Ausklang! Bayer 04 hat das letzte
Spiel der Bundesliga-Hinrunde bei Mainz 05 mit 1:0 (0:0) gewonnen. Dabei
agierte die Werkself nach einem Platzverweis gegen Wendell (72.) bereits in
Unterzahl, spielte aber weiter mutig auf Sieg und belohnte sich in der
Nachspielzeit durch den eingewechselten Lucas Alario (90.+3).
Peter Bosz musste zum Hinrundenabschluss auf seinen
Kapitän verzichten. Lars Bender setzte mit leichten muskulären Problemen aus,
für ihn verteidigte Panagiotis Retsos rechts in der Viererkette. Für den
Griechen bedeutete das den ersten Startelf-Einsatz in der Bundesliga seit Mai
2018. Auf der gegenüberliegenden Abwehrseite erhielt Wendell den Vorzug vor
Daley Sinkgraven. Die dritte und letzte Veränderung gegenüber der Niederlage
gegen Hertha BSC: Kerem Demirbay startete anstelle von Lucas Alario. Karim Bellarabi
stand nach Erkrankung wieder im Kader - ebenso wie Joel Pohjanpalo nach
überstandener Verletzung. Für Julian Baumgartlinger hatte es hingegen nicht für
das Aufgebot gereicht, der Österreicher fiel krankheitsbedingt aus. Insgesamt
schickte Peter Bosz die jüngste Leverkusener Startelf in dieser
Bundesliga-Saison ins Rennen.
Einen ausgezeichneten Auswärts-Support legten die
mitgereisten Werkself-Fans hin, lautstark kam die Unterstützung aus dem
Gästeblock. Die zu Beginn sehr aktive Mannschaft verschaffte den Anhängern früh
Grund zum Jubeln - allerdings nur kurz: Kevin Volland traf zur vermeintlichen
Führung, stand dabei allerdings im Abseits (9.). Bayer 04 bestimmte das Spiel
zu Beginn, die gefährlichere Mannschaft waren aber die Hausherren, die
erwartungsgemäß auf Konter lauerten und auf diese Weise zwei gute Gelegenheiten
hatten: Der zuletzt dreifach erfolgreiche Quaison schoss knapp links vorbei
(13.), Szalai drückte eine abgefälschte Aaron-Flanke aus fünf Metern über das
Gehäuse (17.). Einmal mehr war also Geduld und Konzentration gefragt bei Bayer
04. Über 70 Prozent Ballbesitz hatte das junge Werkself-Team in der ersten
halben Stunde, spielte bis zum Strafraum auch durchaus gefällig, ließ aber in
vorderster Front gegen die giftige Mainzer Verteidigung die Durchschlagskraft
vermissen und traf zu oft die falsche Entscheidung. Ein wenig wurden die
mitgereisten Werkself-Fans an das Geschehen unter der Woche gegen Hertha BSC
erinnert. Mainz indes war nun auch im Abseits-Pech. Ein Treffer von Szalai
zählte aufgrund einer strafbaren Stellung von Quaison zuvor nicht (32.). Die
Werkself versuchte nun, durch Positionswechsel in der offensiven Dreierreihe
zum Erfolg zu kommen. Kai Havertz, der auf der rechten Seite begonnen hatte,
wechselte zeitweise ins Zentrum, Moussa Diaby tauschte die Flügel, Nadiem Amiri
rückte vom Zentrum nach links - und dann wurde wieder zurückrotiert. Wirklich
zielführend wurde es allerdings nicht, stattdessen hatte erneut Mainz die
Möglichkeiten: Quaisons Kopfball flog knapp vorbei (43.), Sven Bender rettete
mit einer klasse Grätsche in letzter Sekunde vor Szalai (45.), ein Schuss von
Boetius verfehlte sein Ziel (45.+1). Ganz klar: Nach diesem ersten Durchgang
war noch ordentlich Steigerungspotenzial vorhanden für die Werkself.
Das dürfte auch Peter Bosz nicht verborgen geblieben
sein, der Werkself-Coach wechselte deshalb zur Pause offensiv und brachte Karim
Bellarabi für Panagiotis Retsos. Damit einhergehend gab es eine Änderung der
Grundordnung: Bayer 04 spielte fortan im 3-4-2-1-System - und sofort wurde die
Werkself offensiv wieder gefährlicher. Nach feinem Zusammenspiel von Nadiem
Amiri wurde ein Abschluss von Kerem Demirbay im letzten Moment noch entscheidend
abgefälscht (49.), gleiches wiederfuhr nach einem schnellen Konter wenig später
Moussa Diaby (52.). Nicht nur der
Mainzer Dauerregen wurde in dieser Phase stärker, sondern auch die Werkself.
Bayer 04 war gerade in den Zweikämpfen deutlich präsenter und wacher als noch
im ersten Durchgang und entfachte mehr Druck aufs Mainzer Tor. Weitere Distanzschüsse
von Kai Havertz (53.) und Kerem Demirbay (60.) landeten über dem Tor. Der
Treffer für die Leverkusener lag nun aber merklich in der regengeschwängerten
Luft - und er fiel auch. Nadiem Amiri eroberte den Ball gegen Niakhaté,
spurtete die linke Außenlinie entlang und legte in die Mitte, wo Kevin Volland
nur noch den Fuß hinhalten musste. Allerdings schaltete sich der VAR ein,
Schiedsrichter Ittrich überprüfte die Situation - und nahm das Tor zurück.
Niakhaté hatte Amiri in der Entstehung aus kurzer Distanz an die Hand geschossen.
Natürlich kein absichtliches Handspiel, aber seit dieser Saison leider
regelwidrig. Für Bayer 04 und Nadiem Amiri bedeutete das nach dem
vermeintlichen Siegtreffer gegen Werder Bremen schon zum zweiten Mal Pech in
einer vergleichbaren Situation. Die Werkself reagierte zunächst wütend, Kevin
Volland scheiterte an Zentner (69.) - doch dann sah sich Bayer 04 plötzlich mit
einer Unterzahl konfrontiert: Wendell, der kurz zuvor die Gelbe Karte gesehen
hatte, foulte Öztunali bei einem Mainzer Konter. Ittrich zeigte sich knallhart
und stellte den Verteidiger mit der Ampelkarte vom Platz (72.). Peter Bosz war
daraufhin zum Wechseln gezwungen und musste Offensivspieler Moussa Diaby für
Aleksandar Dragovic opfern. Mainz, das im zweiten Durchgang bis dato gar nicht
in Erscheinung getreten war, war nun urplötzlich wieder in der Pole Position
und in Überzahl am Drücker. Lukas Hradecky zeigte eine klasse Fußabwehr gegen
den eingewechselten Mateta (74.), ein Schlenzer von Kunde sauste knapp am
Gehäuse vorbei (77.). Peter Bosz hatte den Sieg trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit
aber noch nicht abgeschrieben und brachte Lucas Alario für Kerem Demirbay. Eine
mutige Entscheidung, die den Weg für eine mutige Schlussphase der Werkself
ebnete: Alario spitzelte mit seinem ersten Ballkontakt eine Hereingabe nur
knapp vorbei (82.), ein Distanzhammer von Nadiem Amiri schoss knapp am Winkel
vorbei (84.). Da auch Mainz auf Sieg spielte, wurde es nun ein geradezu wilder
Schlagabtausch, Lukas Hradecky zeigte gegen den durchgebrochenen Mateta die
nächste Glanzparade (85.). Wenig später konnte sich der finnische
Werkself-Schlussmann dann noch einmal bei Aleksandar Dragovic bedanken, der
sich heldenhaft in einen Abschluss von Öztunali warf (88.). Auf der Gegenseite
erzielte Kevin Volland sein drittes Tor des Tages, doch wieder fand der Treffer
keine Anerkennung. Diesmal hatte Vorlagengeber Lucas Alario im Abseits
gestanden (90.). Doch nicht genug des Dramas, auch die Nachspielzeit sollte
noch einmal wild werden: Kevin Volland scheiterte an Zentner, im direkten
Gegenzug vergab erneut Mateta freistehend (90.+1). Es war absolut bemerkenswert,
wie die Werkself in Unterzahl weiter den Weg nach vorne suchte - und für diese
unbändige Moral wurde Bayer 04 belohnt. Charles Aránguiz eroberte den Ball im
Mittelfeld, Kai Havertz setzte klasse Kevin Volland in Szene. Der Angreifer kam
im ersten Versuch nicht an Zentner vorbei, setzte aber mit purem Willen nach
und brachte den Ball noch einmal an den zweiten Pfosten. Dort stand Lucas
Alario genau da, wo ein Torjäger stehen muss und drückte die Kugel zum späten
Siegtreffer über die Linie (90.+3). Was für ein Endspurt!
Nach diesem Kraftakt hat die Werkself bis zum 3.1.2020
frei, ehe die Winter-Vorbereitung startet. Nach einem Trainingslager im
spanischen La Manga geht es am 19. Januar geht es mit einem Auswärtsspiel in Paderborn.
Bayer 04: Hradecky – Retsos (46. Bellarabi), Tah, S.
Bender, Wendell – Demirbay (81. Alario), Aránguiz – Havertz, Amiri, Diaby (74.
Dragovic) - Volland
Tore: 0:1 Alario (90.+3)
Zuschauer: 27.345
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