Grüne Welle für die Werkself im DFB-Pokal: Bayer 04
bezwang Werder Bremen am Dienstagabend in der Runde der letzten acht Teams in
einem packenden Fight nach 0:2-Rückstand noch mit 4:2 nach Verlängerung (2:2,
2:2, 1:2) und zog als zweite Mannschaft hinter Bayern München (6:0 beim SC
Paderborn) ins Halbfinale ein – erstmals wieder seit 2009 und zum achten Mal in
der Vereinsgeschichte. Die Tore für den Sieger erzielten Julian Brandt
(31./55.), Joker Karim Bellarabi (111.) und Kai Havertz (118.). Zugleich war es
im siebten Vergleich mit den Bremern im nationalen Cup der erste Sieg für
Schwarz-Rot. Die Vorschlussrunde, die am 17. und 18. April ansteht, wird am
Sonntag ab 18 Uhr im Rahmen der ARD-Sportschau ausgelost. Der Ticket-Vorverkauf
für das Semifinale mit Bayer 04-Beteiligung beginnt am Dienstag, 27. Februar.
Im Vergleich zum Bundesligaspiel zuvor in Freiburg gab
es drei Veränderungen in der Startelf der Hausherren: Kapitän Lars Bender,
Julian Brandt und Kevin Volland rückten für Benny Henrichs, Karim Bellarabi und
Lucas Alario in die Anfangsformation. Erstmals seit vielen Wochen gehörte auch
Routinier Stefan Kießling, vor neun Jahren beim Endspiel in Berlin gegen Bremen
schon dabei, wieder zum Aufgebot, der erkrankte Julian Baumgartlinger hingegen
musste noch passen.
Die Partie begann bei frostigen Temperaturen und
ordentlichem Schneetreiben mit einem üblen Doppelschock für die Werkself: Nach
einem Zweikampf von Jonathan Tah und Max Kruse entschied Schiedsrichter Fritz
auf Strafstoß, und der Gefoulte verwandelte den Elfmeter sicher zur Bremer Führung
(4.). Leon Bailey hatte mit einem Kopfball-Aufsetzer – der sich wie in Zeitlupe
ins Netz zu senken schien, von Pavlenka aber noch unter der Latte hervorgekratzt
wurde – zwar schnell die Chance zum Ausgleich (5.). Doch Werder legte effektiv
nach: Johannsson lupfte die Kugel nach Pass von Kruse ganz allein vor Leno zum
2:0 für die Gäste ins Netz (7.). Zwei echte Wirkungstreffer für die Werkself,
die sich erst einmal schwer schütteln musste und Glück hatte, dass Leno im
Nachfassen gegen Johannsson das mögliche 0:3 verhinderte (11.). Glück auch,
dass Schiedsrichter Fritz weiterspielen ließ, als Aránguiz Kruse im Strafraum
mit dem Arm im Gesicht traf (12.). Bayer 04 war merklich beeindruckt, es
brauchte eine ganze Weile, um zu Struktur und Sicherheit im Aufbau zu finden.
Ein Kopfball von Tah nach Freistoß von Bailey, den Pavlenka entschärfte, war
zumindest wieder eine Torannäherung (21.). Heiko Herrlich hatte nach dem 0:2
taktisch umgestellt, beorderte Lars Bender weiter nach vorn und agierte
defensiv nun mit einer Dreierkette. Doch die Gastgeber zeigten, dass auch nach
beinahe aussichtslosen Rückständen in dieser Saison immer mit ihnen zu rechnen
ist. Dominik Kohr zog nach einem tollen Angriff und Doppelpass mit Volland kurz
hinter der Mittellinie auf und davon, hatte das Auge für den mitgelaufenen
Kollegen und legte fein quer für Julian Brandt, der mühelos zum 1:2-Anschluss
traf (31.) – Bayer 04 war wieder im Spiel! Bernd Leno sorgte dafür, dass das
auch so blieb: Erst fischte der Nationalkeeper, der trotz der Kälte kurzärmelig
im Kasten unterwegs war, den Flachschuss von Kainz aus dem kurzen Eck (38.),
dann zeigte er gegen den Volleyschuss des Österreichers, der sich aus 30 Metern
genau in den Winkel gesenkt hätte, eine Weltklasse-Parade (39.). Doch auch die
Werkself spielte jetzt mit Power nach vorn und hatte Pech, dass nach einem
Tempo-Konter über Havertz und Volland beim finalen Querpass noch ein Bremer
Bein dazwischen war (42.).
Nach der Pause spielten die Gastgeber auf ihre
treuesten Anhänger auf der Nordtribüne zu. Und die schwarz-rote Fangemeinde
hatte schnell wieder so richtig Grund und Gelegenheit zur Ekstase: Julian
Brandt traf nach Ablage von Lars Bender mit einem herrlichen Schlenzer von der
Strafraumgrenze zum 2:2 in den Winkel (55.). Längst war es ein prickelnder
Pokalfight auf Augenhöhe, ein Kampf mit offenem Visier und ohne taktische
Fesseln. Große Aufregung dann in der 72. Minute: Eggestein brachte Aránguiz im
Strafraum zu Fall, da wäre ein Elfmeterpfiff durchaus angebracht gewesen, doch
die Pfeife von Schiedsrichter Fritz blieb stumm, auch die Video-Assistenten in
Köln griffen nicht ein. Kurz darauf kam Kohr am Fünfer einen halben Schritt
gegen Pavlenka zu spät (74.). Bayer 04 war jetzt am Drücker, musste allerdings
den angeschlagenen Kapitän Lars Bender durch Benny Henrichs ersetzen (79.). Als
Augustinsson den Ball am Boden im Duell mit Havertz und im Strafraum leicht
gegen den Oberarm bekommt, gibt es ebenfalls keinen Pfiff (85.). Es blieb nach
90 Minuten beim Gleichstand und gab eine halbe Stunde obendrauf.
Kurz nach Beginn der Verlängerung wurde Charles
Aránguiz angeschlagen, der Chilene ließ sich kurz behandeln, biss aber auf die
Zähne. Lucas Alario kam nach 101 Minuten für den Doppeltorschützen Julian
Brandt. Und die BayArena zitterte beim Pfosten-Freistoß von Leon Bailey (102.)
– da fehlten nur Zentimeter zum dritten Hieb. Danach war viel Hektik und ein
wenig Rudelbildung im Spiel, dann folgten die zweiten 15 Minuten der
Verlängerung. Beide Teams gingen auf dem Zahnfleisch, purer Wille war jetzt in
erster Linie gefragt. Heiko Herrlich wechselte noch einmal offensiv, brachte
Karim Bellarabi für Kohr (108.). Als hätte es der Coach geahnt: Nach einem
Freistoß von Bailey und perfekter Ablage von Alario war Bellarabi von rechts
aus ganz spitzem Winkel zum 3:2 erfolgreich (111.) – jetzt bebte das Stadion!
Panos Retsos kam für Wendell (113.) – und Bellarabi verpasste allein vor
Pavlenka das mögliche 4:2 (115.). Doch dann machte der Joker alles klar: Karim
Bellarabi legte perfekt für Kai Havertz auf, der keine Mühe hatte, zum 4:2
abzuschließen. Der Rest war purer Jubel in Schwarz und Rot – und Respekt vor
dem lange gleichwertigen Gegner, als Bayer 04-Manager Jonas Boldt nach dem
Abpfiff ganz fair und kollegial Werder-Trainer Kohfeldt umarmte und tröstete.
In der Bundesliga geht es für Bayer 04 am Samstag, 10.2.2018,
mit dem 22. Spieltag und der Heimpartie gegen Hertha BSC weiter. Anstoß in der
BayArena ist um 15.30 Uhr.
Bayer 04: Leno – L. Bender (79. Henrichs), Tah, S.
Bender, Wendell (113. Retsos) – Kohr (108. Bellarabi), Aránguiz – Brandt (102.
Alario), Havertz, Bailey – Volland
Tore: 0:1 Kruse (4./Foulelfmeter), 0:2 Johannsson
(7.), 1:2 Brandt (31.), 2:2 Brandt (55.), 3:2 Bellarabi (111.), 4:2 Havertz
(118.)
Zuschauer: 25.653
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