Das Ergebnis ist am Ende deutlicher als der
Spielverlauf war. Trotzdem kassierte die Werkself im Achtelfinale der Champions
League gegen den Vorjahresfinalisten Atlético Madrid eine 2:4 (0:2)-Niederlage
– und verpasste damit eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 15.3.2017
Im Vergleich zum jüngsten 3:1-Sieg in der Bundesliga
gegen den FC Augsburg hatte Roger Schmidt seine Startelf auf zwei Positionen
verändert: Kapitän Lars Bender fiel mit muskulären Problemen aus, für ihn
rückte Charles Aránguiz ins defensive Mittelfeld. Zudem machte Tin Jedvaj Platz
für Ömer Toprak, der in Augsburg aufgrund einer Gelbsperre zum Zuschauen
gezwungen war. Vom Anpfiff weg präsentierte die Werkself ihr zurückgewonnenes
Selbstvertrauen: Bayer 04 begann gegen den Tabellenvierten der spanischen
Primera Division druckvoll und bissig, kam gegen stark verteidigende Gäste
allerdings nicht über ein optisches Übergewicht hinaus. Die Gäste zeigten sich
abgebrüht, standen tief, konterten schnell und kamen nach zwölf Minuten gleich
zu zwei guten Möglichkeiten: Zunächst scheiterte Madrids Antoine Griezmann nach
einem Zuspiel von Yannick Carrasco am stark parierenden Bayer 04-Keeper Bernd
Leno. Kurz darauf hatte die Werkself Glück, als Wendell eine Flanke von
Atlético-Verteidiger Filipe Luis an die eigene Querlatte lenkte. Trotz aller
Bemühungen kam die Werkself nicht zum Abschluss. Anders als die Gäste um Coach
Diego Simeone, die über ihre schnellen Konter immer wieder für Gefahr sorgten.
So wie in der 17. Minute, als sich Saúl Niguez auf der rechten Seite
durchsetzen konnte, nach innen zog und mit seinem gefühlvollen Schlenzer vom
Strafraumeck Leno im Werkself-Tor keine Chance ließ – fortan war Bayer 04 mit
0:1 im Hintertreffen. Nach einem unglücklichen Querschläger von Aleksandar
Dragovic fing sich die Werkself dann nur acht Minuten später den zweiten
Gegentreffer. Dabei profitierte der Cupfinalist von 2014 und 2016 von seinen
schnellen Stürmern: Madrids Kevin Gameiro setzte sich im Laufduell mit Toprak
durch, bediente am Strafraum Griezmann mit viel Übersicht, und der vollstreckte
aus kurzer Distanz zum 2:0. Kurz darauf wäre der Werkself fast der Gegenschlag
gelungen. Erst hatte Koke einen Querpass des agilen Julian Brandt im eigenen
Strafraum zur Ecke fast ins eigene Netz gelenkt, der Ball strich hauchzart am
Pfosten vorbei ins Aus. Die fällige Ecke landete bei Kevin Kampl, der
Gäste-Keeper Miguel Angel Moyà mit einem Schlenzer aus 19 Metern zu einer
Glanzparade zwang (29.). Der nächste Standard landete dann erneut beim
Slowenen, seine Direktabnahme ging allerdings über das Tor. Das Spiel blieb
munter, beide Teams schenkten sich nichts. Nach einem erneuten Vorstoß von
Atlético war Gameiro durch und passte ins Strafraumzentrum zu Griezmann. Dessen
Abschluss konnte Leno aber vereiteln und hielt seine Farben damit weiterhin im
Spiel (34.). Kurz vor dem Pausenpfiff wurde es noch einmal brenzlig. Nach einem
Ellbogeneinsatz von Atletico-Kapitän Gabi gegen Chicharito im Strafraum der
Madrilenen blieb der Mexikaner am Boden liegen. Der schottische Schiedsrichter
William Collum entschied allerdings nicht auf Elfmeter – eine durchaus
strittige Szene. Mit dem 0:2 ging die Werkself in Pause.
Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn zeigte die
Werkself, was in ihr steckt. Nach einer schönen Kombination im Mittelfeld legte
Kampl den Ball auf die rechte Seite zu Benjamin Henrichs, der im Fünfmeterraum
Bellarabi bediente. Von dort aus traf der Nationalspieler ins lange Eck – 1:2 (48.).
Angetrieben vom Anschlusstreffer spielte die Werkself weiter mutig und drängte
auf den Ausgleich. Drei Minuten später hatten die Spanier erneut die Chance,
den Zwei-Tore-Vorsprung wiederherzustellen. Gameiro traf aus kurzer Distanz
aber nur das Lattenkreuz, die Werkself konnte aufatmen. Umso ärgerlicher war es
dann, als Dragovic am rechten Strafraumrand gegen den pfeilschnellen Gameiro
seine Hände einsetzte. Nachdem dieser zu Fall kam, entschied Referee Collum auf
Elfmeter – erneut eine unglückliche Entscheidung für die Werkself, denn das
Halten des Österreichers hatte bereits außerhalb des Strafraums begonnen. Den
fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst, indem er Bernd Leno keine
Chance ließ und auf 3:1 für den spanischen Hauptstadtklub erhöhte (59.). Doch
auch nach dem Gegentreffer stellte die Werkself einmal mehr ihre tolle Moral
unter Beweis. Angetrieben von den lautstarken Fans in der ausverkauften
BayArena spielte die Schmidt-Equipe nach vorne und verdiente sich in der 68.
Minute den erneuten Anschlusstreffer. Dabei profitierte die Werkself allerdings
von einem Eigentor von Madrids Stefan Savic, der eine Brandt-Flanke mit dem
Knie ins eigene Tor lenkte – 2:3. Was dann folgte, war an Spannung und Dramatik
kaum zu überbieten. Die Werkself setzte Atlético weiter unter Druck und erhöhte
sogar noch einmal das Tempo. Die Madrilenen hatten Schwierigkeiten, der Angriffswelle
der Werkself standzuhalten. In der 81. Minute mussten Savic und Filipe Luis
gleich zweimal auf der Linie retten, ehe Chicharito im Anschluss den Ball über
das Tor schoss. Stattdessen erhöhte Atlético noch auf 4:2: Der eingewechselte
Fernando Torres köpfte in der 86. Minute nach einer Flanke von Vrsaljko ein.
Auch bitter aus Sicht der Werkself: Nach seiner
dritten Gelben Karte muss die Werkself im Rückspiel (15. März) auf Benjamin
Henrichs verzichten. In der Bundesliga geht es für Bayer 04 am Samstag (15.30
Uhr) mit dem Spiel gegen Mainz 05 weiter.
Bayer 04: Leno – Henrichs, Dragovic, Toprak, Wendell –
Aránguiz, Kampl – Bellarabi (66. Pohjanpalo), Brandt (87. Bailey) – Havertz
(56. Volland), Chicharito
Tore: 0:1 Saúl Niguez (17.), 0:2 Griezmann (25.), 1:2
Bellarabi (48.), 1:3 Gameiro (59., Foulelfmeter), 2:3 Savic (68., Eigentor),
2:4 Torres (86.)
Zuschauer: 29.300 (ausverkauft)
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